Lieber Max Melo, wie sieht jetzt dein Tagesablauf aus?
Gerade mache ich Zivildienst im Kindergarten und bin somit unter der Woche von 8-16 Uhr in der Arbeit. Danach bin ich meistens ziemlich fertig, treffe mich aber relativ oft noch mit Freunden oder gehe zuhause meinen Hobbys nach, schreibe, mache Musik oder lese.

Wien
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Zusammenhalt und Mut. Mut, nicht wegzuschauen, aus der eigenen Komfortzone zu treten, um die Dinge, die gerade in der Welt passieren, noch richten zu können. Zusammenhalt, um gemeinsam an Krisensituationen zu arbeiten und nicht dem Gegenüber die Schuld dafür zu geben, warum es gerade nicht so läuft, wie es sollte. Letztendlich sind wir alle nur Menschen.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Allgemein denke ich, dass die oben genannten Punkte essentiell für einen gesellschaftlichen Neubeginn sind. Die Kunst kann darin eine wichtige Rolle spielen. Leider gibt es, meiner Meinung nach, heutzutage eine Art kreativen Overload. Alles, was heutzutage auf die Bühne oder ins Internet gestellt wird, kann nach heutigen Maßstäben als Kunst gewertet werden. Dabei geht jedoch der Wert dessen verloren.
Ich kann in dem Fall nur für mich persönlich sprechen, aber ich als kunstschaffende Person sehe zwei wichtige Aspekte, die bei einem gesellschaftlichen Neubeginn von Bedeutung wären. Einerseits ist Kunst sehr wichtig, um reflektiert aus sich herauszugehen, sich selbst zu finden, mal jemand anders sein zu können und dabei mithilfe der eigenen Fähigkeiten zu wachsen. Beispielsweise um Gefühlen nachzugehen, die man für eine Rolle empfinden soll, mit denen man selbst aber noch keine Erfahrung gemacht hat. Auf der anderen Seite kann Kunst ein guter Weg sein, um Zugang zu den Mitmenschen zu finden. In einem Theaterstück, welches man sich an einem entspannten Abend ansieht, können wichtige Aspekte zum Nachdenken anregen, über die man sich, durch den zugänglichen Weg der Kunst, gerne Gedanken macht.
Was liest Du derzeit?
Gerade lese ich ,,Achtung Vorurteile!“ von Sir Peter Ustinov. Ich mag die Einteilung in kurze Erzählungen, die auf humorvolle Art erläutern, warum Vorurteile existieren, was sie so wichtig macht und wie leicht sie entstehen können.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Aus ,,Nichts, was um Leben wichtig“ fällt mir spontan ein Zitat von Pierre Anthon ein. ,,Wenn nichts etwas bedeutet, gibt es nichts, um darauf wütend zu sein.“
Dabei sehe ich ein interessantes Statement, wenn man bedenkt, dass die anderen Jugendlichen in dem Stück davon überzeugt sind, dass das Leben Bedeutung hat und sich deshalb furchtbare Dinge zufügen, um dies zu beweisen. Wenn also wirklich nichts Bedeutung hätte, gäbe es dann überhaupt noch Gefühle wie Wut, Angst und Verzweiflung? Oder entstehen diese menschlichen Eigenschaften nur dadurch, dass wir davon überzeugt sind, dass es die Bedeutung wirklich gibt?
Allgemein, um das Interview mit einer positiven Note zu beenden, möchte ich hier aber auch nochmal mein Lieblingszitat nennen. Denn egal, was auf uns zukommt: ,,Erst, wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf.“
~Johann Nepomuk Nestroy
Vielen Dank für das Interview, lieber Max, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Zur Person _ Mein Name ist Max Melo, ich bin 18 Jahre alt und wohne in Wien. Ich spiele seit einigen Jahren Theater und habe am BORG Hegelgasse 12, 1010 Wien im Ausbildungsschwerpunkt Vokal, Polyästhetik und Musik maturiert.
Momentan arbeite ich als Zivildiener im Kindergarten, nebenbei schreibe ich sehr gerne Texte, singe und spiele Klavier.
Aktuelle Produktion mit Max Melo _ TheaterArche Wien:
„NICHTS Was im Leben Wichtig ist“ von Janne Teller


Premiere: 17. November 2023
Weitere Vorstellungen: 18., 25. und 27. November, 7., 8. und 9. Dezember
jeweils um 19:30
Regie: Jakub Kavin
Choreographie: Carola von Herder
Mit: Livia Andrä, Elizabeth Dorner, Kieran Foglar-Deinhardstein, Theresa Gerstbach, Viktoria Ginzel, Lena Hergolitsch, Adria Just-Font, Jakob Köllesberger, Max Melo
Ticketpreise 24€ | 18€* | 14€ *
* Ermäßigung: Student*innen, Senior*innen und Ö1-Club/Ö1-intro Mitglieder, IGFT-Mitglieder
Gruppenticket ab 10 Personen möglich
* Ermäßigung: Student*innen, Senior*innen und Ö1-Club/Ö1-intro Mitglieder. Gruppenticket ab 10 Personen möglich
Reservierungen unter TEL.: +43 6506204554 oder office@theaterarche.at
Mehr Info:https://www.theaterarche.at/nichts-was-im-leben-wichtig-ist/
Theater Arche: Die TheaterArche ist ein offenes Theater als Spiegelbild einer offenen Gesellschaft, ein Theater das den raschen gesellschaftlichen Wandel im Wien des 21. Jahrhunderts widerspiegelt. Die TheaterArche versteht sich als unabhängige Plattform zur Künstlervernetzung und Kunstproduktion, über alle gesellschaftlichen und kulturellen Gräben hinweg.
Münzwardeingasse 2a, 1060, Wien.
Tel: 06506204554
https://www.theaterarche.at/kontakt/
Foto_privat
Walter Pobaschnig _ 5.11.2023