
Sylvia Caba, Künstlerin _ Wien _
Thematisch-szenisches Fotoshooting _ „Undine geht“ Ingeborg Bachmann (1961) _
50.Todesjahr_Ingeborg Bachmann_
Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)




























Liebe Sylvia Caba, Künstlerin, wie liest du den Test „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann? Welche Grundaussagen gibt es für dich?
Undine, aus einem dunklen tiefem Ort kommend, führt ihren Monolog mit einem etwas bitterem Grundton.. die wiederholten durch ihre Liebhaber-Männer zugefügten Verletzungen führen Undine vielleicht zu der Grundaussage, dass diese sie besuchenden Männer alle „Hans“ waren und alle zukünftigen „Hans“ sein müssen, der Liebhaber-Mann in seiner Individualität als Mensch ist ausgelöscht und wird zum Archetyp, oder Symbol „Hans“ umgewandelt

Er, „Hans“ existiert als Uniform, als gedankliches Konstrukt jedoch weniger als konkrete Begegnung. Eine weitere Grundaussage der Undine ist dass sie sich in der Gesellschaft in ihrer Funktion als Opfer-Lamm determiniert oder verdammt fühlt, sowie „Hans“ ihr in Lust zum Opfer fallen muss. Die Lust sucht sich nach getaner Sache einen Sündenbock, Undine.

Wie siehst Du „Undine“?
Undine ist für mich der Archetyp der „verschmähten Frau“. Einer Person die einst begehrt und willkommen war und nun als „Undine“ ein Dasein alleine, im Schatten fristet.

Sie wandelt, verraten von Allem nur mehr in ihren Erinnerungen an besseren Zeiten herum. Bessere Zeiten, die ihr Wärme und Sicherheit vorgaukelten während ihr Körper eigentlich in der Kälte der Gewässer zu überleben weiß. Eingeschlossen im Wasserkörper , der mit zunehmender Tiefe auch immer weniger Licht durchlässt, ist Undine auf ihre eigenen Reflexionen fernab der menschlichen „guten Gesellschaft“ zurückgeworfen.

„Undine geht“ wurde vor gut 60 Jahren veröffentlicht. Was hat sich seit damals im Rollenbild von Frau und Mann verändert und was wird sich noch ändern?
Das Verhalten und die Rollen die wir einnehmen haben meiner Meinung nach viel mit den biologischen Gegebenheiten zu tun. Die Details variieren und sind ideenreich aber im Großen und Ganzen haben sich Rollenbilder finde ich nicht viel verändert wenn da sie auch an Funktionen gebunden sind.

Hinter den Masken und dem Manierismen sind Menschen immer noch abwechselnd Jäger oder Sammler, Jagende oder Gejagte aus ihrer Männlichkeit oder Weiblichkeit kommend.


Der Monolog geht mit der patriarchalen Gesellschaftswelt schonungslos ins Gericht. Wie siehst Du die Situation patriarchaler Macht heute?
Patriarchale Macht kann wenn sie zu weit geht in ihrem Streben nach Effizienz, Leistungsstärke und Disziplin etwas Verständnisloses, Lebensfeindliches und Erdrückendes haben. Für zartbesaitet und „schwache“ Menschen wie mich kann es den Eindruck erwecken keine bedingungslose Daseinsberechtigung genießen zu dürfen.

Je nach System spüre ich die patriarchale Macht schon in einer Stärke, die es mir unmöglich macht in so einem System zu blühen und frei atmen zu können. Die patriarchale Kraft ist dennoch gut und wichtig, solange sie ausgleichend, liebevoll und nicht zu machtgierig wirkt, sehe ich kein Problem.

Der Text drückt auch viel Trauer über das Scheitern der Liebe und eines Miteinander der Geschlechter im persönlichen und gesellschaftlichen Leben aus. Welchen Auswege siehst du da?
Undine könnte sich dem Hans ähnlich machen, jedoch finde ich, dass Undine damit Recht ein System in dem es keine funktionierende Kommunikation gibt zu verlassen..

Was kannst du als Frau und Künstlerin von „Undine geht“ in das Heute mitnehmen?
Undine strahlt in ihrem Selbstverständnis als Wasserwesen eine große Faszination und Anziehungskraft aus. Es inspiriert für mich die Idee, dass eine große Schönheit und Ruhe in der vielleicht spirituellen Auflösung und Einswerden mit dem Element Wasser liegen kann. Gleichzeitig hat die Grundstimmung des Symbols „Undine“ für mich eine große Melancholie, die wie ich glaube, auch in meiner eigenen Malerei immer wieder auftaucht und eine große Rolle spielt.

Was bedeutet dir Natur?
Natur bedeutet für mich das Gegengewicht zur Künstlichkeit und auch zur Kunst. In ihrer Verschiedenheit sind Kunst und Natur jedoch nicht positiv oder negativ zu bewerten. Für mich gibt es das eine wie das andere. Kunst entspringt für mich aus der Natur. Menschen sind auch Natur. Insofern ist es für uns alle wohltuend in der Natur zu sein. Grün tut den Augen und der Seele gut. Der Wald und die Gewässer helfen uns zu uns selbst zu finden, uns zu erden und zu inspirieren, zu lernen in Frieden den Tod zu akzeptieren.










Was bedeutet Dir das Element Wasser?
Es ist das Element in dem ich mich heimisch fühle, Wasser mit all sein Qualitäten wirkt beruhigend und Zuversicht gebend. Es bedeutet mir Glück, Reichtum aber auch Introversion. Wasser ist für uns hier zum Glück noch eine Selbstverständlichkeit…

Wie lebst du den Kreislauf der Jahreszeiten?
Ich probiere saisonal zu essen. Das ist für mich eine Art die Jahreszeiten zu ehren. Meine Umgebung mit dem zu schmücken, was die Natur um mich herum gerade hergibt.

Wie kann der moderne Mensch in Harmonie zur und mit der Welt leben?
Für mich ist das größte Problem, dass wir einfach zu viele Menschen sind. Wenn die Frage der Bevölkerungsexplosion nicht wäre, glaube ich könnten wir gut leben, sogar mit einem gemäßigten Einsatz an Industrie. Die Dosis macht das Gift.

Was braucht Liebe immer, um zu wachsen, blühen?
Vielleicht braucht es neben dem Glück eine gewisse Kompatibilität miteinander zu haben, den Raum einander zuzuhören, sich Respekt und Wertschätzung zu geben, woraus dieses bedingungslose Vertrauen erwachsen kann, welches ich auch unter dem Wort Liebe verstehen möchte.

Was lässt Liebe untergehen?
Ich möchte mir dazu leider keine Antwort anmaßen.Auf dem Feld der Liebe ist mir andauernd etwas untergegangen, klar sehe ich da nicht.

Wie war dein Weg zur Kunst?
Einen Weg zur Kunst hatte ich nicht, künstlerische Dinge waren mir jenseits aller Bemühungen immer angenehm. In Gedanken hatte ich „die Kunst“ immer und habe ein bisschen gekritzelt und geschrieben. Es gibt wenn man es so nennen kann für mich einen Weg innerhalb der Kunst. Ich muss gestehen, dass dieser Weg auch wenn ich mich nicht völlig am Beginn des künstlerischen Prozesses sehe, noch nicht besonders weit von mir belaufen wurde. Ich wünschte früher mit der Malerei begonnen zu haben, das ist eine Reue. Aber meine Lebenszeit werde ich nichtsdestotrotz auf diesem Weg verbringen.

Welche aktuellen Projektpläne hast du?
Weitere Schritte nach Außen zu setzten, meine Bilder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und hoffentlich mit Erfolg.

Welches Zitat aus „Undine geht“ möchtest du und mitgeben?
„…Ich habe euch nicht verstanden, während ihr euch von jedem Drittem verstanden wusstet…“
Undine geht:
Unsere
Namen
Denken unser Denken
Im
Namen aller
Engel
Geht
Er
Heute
Tränen
Give peace a chance:
Glaube
Ist ein
Vergissmeinnicht.
Endlichkeit.
Platzende
Eiskrusten
Auch
Chorgesänge
Entgegen
Aller
Chancen
Haben
Alle
Nahe
Chaoten
Etwas.
Herzlichen Dank, liebe Sylvia!






Sylvia Caba, Künstlerin _ Wien _
Thematisch-szenisches Fotoshooting _ „Undine geht“ Ingeborg Bachmann (1961) _
50.Todesjahr_Ingeborg Bachmann_
Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)
Undine geht_Erzählung/Monolog Ingeborg Bachmann_Wien_1961
im Interview und szenischem Fotoportrait_acting Undine
Sylvia Caba, Künstlerin _ Wien
50.Todestag_Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)
Interview und alle Fotos _ Walter Pobaschnig
Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.
Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.
Walter Pobaschnig, 10_23