50.Todestag Ingeborg Bachmann _ „Die letzte Reise – Ingeborg Bachmann in Polen“ Hans Marte, Wien 17.10.2023

Ingeborg Bachmann (links sitzend), Hans Marte (rechts sitzend) _
Warschau Mai 1973

Ingeborg Bachmann war im Mai 1973 auf ihrer letzten Lesereise in Polen. Stationen waren Warschau, Torun, Posen, Breslau, Krakau.

Johann Marte, Kulturattaché, von 1971 bis 1974 des Österreichischen Kulturinstituts in Warschau, organisierte die Lesereise und begleitete Ingeborg Bachmann. Eine Station war auch das Konzentrationslager Ausschwitz.

„Die Reise war von großer Wertschätzung auf allen Seiten geprägt“, erinnert sich Hans Marte.

„Es gab viele Gespräche mit Studenten:innen an den Lesestationen. Es war eine sehr offene, wertschätzende Atmosphäre.

In Ausschwitz wollte Ingeborg Bachmann ganz allein sein. Die Initiative dort hinzufahren, kam von ihr. Sie hatte einen roten Mantel an. Es war ein besonderer Moment der Stille für sie und uns alle.“

Hans Marte weist auf die Übersetzung von „Malina“ im polnischen Wörterbuch hin _
„Malina“, Roman von Ingeborg Bachmann, 1971

„Als Ingeborg Bachmann abreiste, fanden wir noch eine Zigarette im Bett. Sie hatte Gitanes geraucht. Es war wie eine Vorahnung.“

Johann Marte, Richter, Ministerialbeamter,
Leiter der Österreichischen Nationalbibliothek

Zur Person: Johann Marte, * 2. Mai 1935 in Feldkirch. Richter, Ministerialbeamter, Leiter der Österreichischen Nationalbibliothek

Johann Martes Vater, ein Finanzbeamter, wurde als entschiedener Gegner des NS-Regimes, zur Wehrmacht eingezogen und kam in einem sibirischen Lager ums Leben. Seine Mutter sorgte alleine für ihn und seinen Bruder. Nach der Matura am Zisterzienser-Gymnasiums in Bregenz studierte Johann Marte in Innsbruck Rechtswissenschaft. Von 1963 bis 1969 arbeitete er als Bezirksrichter in Bregenz und Feldkirch. Daneben unterrichtete Marte von 1966 bis 1969 Religion an der gewerblichen Berufsschule in Bregenz, nachdem er einen Fernkurs für theologische Laienbildung der Erzdiözese Wien absolviert hatte. Außerdem fungierte er als Präsident der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, engagierte sich in der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft und hielt Vorträge am Institut für Sozialpolitik und Sozialreform. Sein Interesse für andere Länder und Kulturen führte Marte 1969 nach Wien, in die Sektion für kulturelle Auslandsangelegenheiten im Unterrichtsministerium.

1971 ging er als Kulturattaché an die Österreichische Botschaft in Warschau, ab 1973 leitete er dort auch das Österreichische Kulturinstitut. Von 1974 bis 1982 war Marte Kulturrat an der Österreichischen Botschaft in Moskau.

1985 wurde ihm die Leitung der Abteilung für bilateralen Kultur- und Wissenschaftsaustausch im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten übertragen und im Jänner 1986 betraute ihn der damalige Wissenschaftsminister Heinz Fischer mit der Leitung der Sektion für wissenschaftliche Bibliotheken, Bundesmuseen und Denkmalschutz im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. In dieser Funktion widmete sich Marte vor allem der baulichen Sanierung („Museumsmilliarde“) und der organisatorischen Reform der Bundesmuseen. 1989 wurde die Teilrechtsfähigkeit für Bundesmuseen und Bibliotheken eingeführt. Ebenfalls in Martes Amtszeit als Sektionschef fällt der Aufbau des BIBOS-2-Verbundes, der erstmals Österreichische wissenschaftliche Bundesbibliotheken – Nationalbibliothek und Universitäts- bzw. Hochschulbiblitheken – vernetzt hat.

Von 1993 bis zu seiner Pensionierung 2000 war Johann Marte Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliohek, die er grundlegend reformierte. Von 1989 bis 2003 war Marte Präsident des Vereins zur Erforschung der Geschichte der Juden in Österreich und von 2001 bis 2008 Präsident der österreichischen UNESCO-Kommission. Er war von 1993 bis 1998 Beisitzer im Präsidium der Vereinigung Österreichischer Bibliothekare (VÖB), von 1998 bis 2002 war er 2. Vizepräsident der VÖB. 1990 wurde Johann Marte Kurator von „Pro Oriente“, einer Stiftung zur Förderung der Beziehungen zwischen der römisch-katholischen und den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen, 2001 deren Präsident. Diese Funktion übt er bis heute aus.

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Johann_Marte 15.10.2023

Ingeborg Bachmann/Rom_
Heinz Bachmann, 1962

17.10.2023 _ 50.Todestag Ingeborg Bachmann, Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Fotos _ Ingeborg Bachmann/Hans Marte: Hans Marte, 1973

Ingeborg Bachmann/Rom: Heinz Bachmann, 1962

Alle weiteren Fotos: Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig _ 10/23

https://literaturoutdoors.com

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