„Achtsamkeit“ Gudrun Pöltl, Tänzerin _Wien 7.10.2023

Liebe Gudrun Pöltl, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Bei mir dreht sich alles ums Tanzen. Ein regulärer Wochentag beginnt mit Tanz- und Fitntraining am Vormittag. Danach habe ich eine kurze Mittagspause, bevor das Unterrichten beginnt. Danach folgt das Abendtraining oder die Arbeit im Tanzstudio InDancity, das hängt vom Wochentag ab. Zu Hause am Abend folgen dann meistens noch gezielte Kräftigungs- und Dehnübungen.

Gudrun Pöltl, Tänzerin 

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich glaube, dass wir uns selbst verloren haben. Wir leben zwar in einer Welt, die sehr schnell ist und uns viele Dinge erleichtern kann, jedoch geht das zu Lasten anderer. Wir leben, als hätten wir einen zweiten Planeten zu Hause im Kasten hängen. Wir sind abgestumpft uns laufen mit Scheuklappen durch die Welt, ohne das Leid der anderen Lebewesen um uns herum wahrzunehmen. Das ist natürlich auch ein Selbstschutz, da die Wahrheit überfordernd sein kann. Da nehme ich mich auch gar nicht aus. Ich glaube, dass es jetzt gerade besonders wichtig ist, das eigene Dasain und Handeln zu reflektieren und wieder zu beginnen, rücksichtsvoll miteinander umzugehen und wieder Mitgefühl zu entwickeln.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Tanz/Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Das ist eine gute Frage. Veränderungen machen Angst und die wissen einige geschickt auszunutzen. Deshalb glaube ich, dass es die Achtsamkeit sein wird, die uns durch diese Zeiten bringt. Im Tanz beschäftigen wir uns jeden Tag damit. Die Rolle der Kunst, ganz gleich, welche Spate, versucht immer, dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, gewisse Lebenssituationen von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten und so zum Nachdenken anzuregen. Es werden Themen aus allen Lebensbereichen angesprochen. Manche davon lösen positive Gefühle aus, andere sind vielleicht nicht immer einfach zu verdauen. Dadurch, dass wir diese Themen nur von außen betrachten, treten wir einen Schritt zurück und können uns in Achtsamkeit üben. Achtsamkeit lässt uns unsere Gefühle reflektieren, resilienter und mitfühlender gegenüber anderen und uns selbst werden.

Was liest Du derzeit?

Zur Zeit versuche im mich an Ulysses von James Joyce.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Martha Graham hat angeblich gesagt: „Stand up, keep your backs straight! Remember that this is, where the wings grow!”

Vielen Dank für das Interview liebe Gudrun, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Tanzprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

Gudrun Pöltl, Tänzerin 

5 Fragen an Künstler*innen:

Gudrun Pöltl, Tänzerin 

Fotos_ Walter Pobaschnig 1=/23

3.10.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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