Lieber Daniel Angermayr, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Erstmal Kaffee und Zigaretten, davor geht gar nichts. Dann entweder ins Theater, oder frei changierend zwischen Hausmann, Vater von 3 Kindern, Künstler, Ehemann und neuerdings auch Kraftlackel.
Abends koch ich und wir essen alle gemeinsam, da sitzen wir dann oft länger, das finde ich sehr schön.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Nicht nur jetzt, sondern immer besonders wichtig ist die kleinste gesellschaftspolitische Zelle, die Familie. In ihr werden alle Anlagen gelegt: Wie gehen die Eltern miteinander um? Wie bewältigen sie Konflikte und Krisen? Als Elternteil ist man erstes Role Model einer zukünftigen Gesellschaft. Das ist nichts für schwache Nerven.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Ich sehe eher ein Land im kollektiven Krisenstress als in Aufbruchstimmung, in dem man vor der Ratlosigkeit in die Mission flieht, vor der Angst in die Radikalisierung, deswegen ja, warum nicht mal bei den Taliban nachfragen wie´s bei denen so läuft. Und was das alles mit Kunst zu tun hat, erklärt uns dann Karlheinz Stockhausen.

Was liest Du derzeit?
Derzeit nur Zeitungen…
„Vernichten“ von Houellebecq liegt noch halb gelesen auf dem Schreibtisch.
Und „The Idle Parent“ von Tom Hodgkinson ist meine Empfehlung für eigentlich alles.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Versteckt nicht eure Töchter – erzieht eure Söhne!

Vielen Dank für das Interview, lieber Daniel, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater/Bühnen-, Kostümprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Daniel Angermayr, Bühnen- und Kostümbildner
Zur Person _ Daniel Angermayr
*1974 in Vöcklabruck / OÖ
studierte Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst in Wien und arbeitet als Bühnen- und Kostümbildner an Theater- und Opernhäusern ua. in Wien, Berlin, Oslo, Reykjavik, Bayreuth, München, Dresden, Stuttgart, Frankfurt, Bochum, oder Mannheim. Er war Bühnenbildner von Christoph Schlingensief (ua. für „Parsifal“ bei den Bayreuther Festspielen von 2004 bis 2007 gemeinsam mit Thomas Goerge) und arbeitet aktuell mit Regisseur*innen wie Thorleifur Örn Arnarsson, Fanny Brunner, Thomas Goerge, Malte C. Lachmann, Hermann Schmidt-Rahmer, oder Una Thorleifsdottir
Ausstellungen seiner fotografischen Arbeiten waren in Wien, Hamburg, Frankfurt, Linz, Vöcklabruck oder Attersee zu sehen.
Daniel Angermayr lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Wien und Alt-Lenzing.
https://www.danielangermayr.com/
Fotos: privat
Walter Pobaschnig _ 28.9.2023