Liebe Sandra Hubinger, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
In den heißen Sommermonaten pendle ich oft zwischen Wien und Oberösterreich, auf der Suche nach ruhigen Schreibplätzen und kühlenden Gewässern, mitten in der heißen Überarbeitungsphase meines aktuellen Lyrikmanuskriptes.
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Sich zu fragen, wie dieses „uns“ und „wir“ eigentlich ausschaut und welche Wege sich finden lassen zu einem gelingenden Miteinander, zu mehr Verantwortung füreinander.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich glaube, mehr als sonst wurde uns in den letzten Jahren bewusst oder haben wir erfahren, dass wir verletzbar sind, das Leben fragil ist und die Welt voller Ambivalenzen und Unzulänglichkeiten. Und das ist etwas, so denke ich, womit Kunst sich schon immer auseinandergesetzt hat. Vielleicht kann Kunst, indem sie uns Räume öffnet, wo wir entdecken und erfahren können, uns Impulse geben und stärken in Imagination, Empathie und der Anerkennung von Unterschiedlichkeit.
Was liest Du derzeit?
Das Theatermanuskript eines Freundes
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
(…) But I’m not after demeaning or dreams born of fatique. And even my
tardy mind has come to suspect that meaning is a vertical pain over the
bridge of the nose. Or, like everything metaphysical, inhabits grammar.
Then it’s not a matter of finding meaning, but pausing to enjoy its
possibility. That is, language, and the more tangible meaning of words.
Their use, the way they mesh with our life.
To place them on a page. So that air circulates between them. And
thoughts become more than anxiety.
aus: Rosmarie Waldrop: Rehearsing the Symptoms

Vielen Dank für das Interview liebe Sandra, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Sandra Hubinger, Schriftstellerin
Zur Person_Sandra Hubinger, Autorin, geb. in Oberösterreich, lebt in Wien. Studierte Germanistik und Geschichte in Salzburg und Sprachkunst in Wien. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. 2013 dritter Preis beim Feldkircher Lyrikpreis. 2018 H. C. Artmann-Stipendium Salzburg. Zuletzt erschienen: Von Krähen und Nüssen, Kurzprosa, keiper 2022.
Aktuelles Buch:
Von Krähen und Nüssen, Sandra Hubinger. Kurzprosa. edition keiper.

Sandra Hubinger legt in ihren poetischen Prosa-Miniaturen Nüsse aus, und es ist ein Vergnügen, den Spuren in den Texten zu folgen und die Nüsse zu knacken. Manche Geschichten sind traumartig und bewegen sich im Surrealen, manche Geschichten sind düster und unheilvoll, andere wieder ironisch-knapp oder melancholisch. Die Freude am Spielen und Experimentieren mit Inhalten und Sprache steht im Vordergrund. Oft ist ein Ich Hauptfigur, dann wieder spielen die Tiere einer Großstadt eine wichtige Rolle. Die Struktur der Miniaturen ist so gebaut, dass sich einzelne Motive oder auch Textelemente in den Geschichten wiederholen. Die Sprache, die Satzstruktur ist bewusst einfach gehalten, manchmal lakonisch, aber immer poetisch. Kurze, sprachlich einfach perfekte Prosa!
Preis: AT € 20,00 / DE € 19,45
ISBN13: 978-3-903322-68-4
Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2022
Seiten: ca. 140
Sprache: Deutsch
Format: 12 x 20 cm; Pappband.
https://www.editionkeiper.at/shop/produkt/von-kraehen-und-nuessen/
Foto_Gabriela Hecher
Walter Pobaschnig _ 30.8.2023