Liebe Anna-Elisabeth Mayer, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Nachdem mein Kind in die Schule gebracht und das Hündlein ausgeführt wurde, setze ich mich an meinem Schreibtisch (zuhause) und komme von dort wieder am Nachmittag zurück. Manches Mal verbringe ich auch die Nacht dort – während alle anderen schlafen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Das Denken benützen – fürs Umdenken.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Wesentlich werden dabei sein Armutsbekämpfung, Klimaschutz/Umweltachtung, Stopfung von Steuerschlupflöchern bzw. eine generelle Umverteilung (Nord-Süd/Reich-Arm).
Literatur & Kunst kommen dabei die Rolle des Sichtbarmachens zu, der Differenzierung und des Aufzeigens von alternativen Räumen des Seins bzw. der Möglichkeit einer Sphäre, welche nicht der eines Bankomaten gleicht.
Was liest Du derzeit?
Oktoberkind – Linda Boström Knausgard
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Es beginnt der Tag.
Tasse geht zu Boden und
der Tee. Auch ich bin
abwaschbar; von innen nicht.“
(aus: Anja Utler, Es beginnt – Trauerrefrain)
Vielen Dank für das Interview liebe Anna-Elisabeth Mayer, Schriftstellerin, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Anna-Elisabeth Mayer, Schriftstellerin
Zur Person _ Anna-Elisabeth Mayer, geboren 1977 in Salzburg, lebt als Schriftstellerin in Wien. Studium der Philosophie und Kunstgeschichte. Für ihr Debüt Fliegengewicht wurde sie mit dem Literaturpreis Alpha 2011 ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman Die Hunde von Montpellier über einen französischen Anatomen des 16. Jahrhunderts. 2015 erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis. 2017 erschien ihr Roman Am Himmel, in dem anhand eines Wiener Kriminalfalles des 19. Jahrhunderts, das bis ins Heute reichende Gefälle zwischen Arm und Reich aufgezeigt wird. Im Frühjahr 2023 veröffentlichte Schöffling & Co ihren Roman Kreidezeit, der das Verhältnis von Digitalisierung, Bildung und Geld auslotet.
Aktueller Roman _ „Kreidezeit“ Anna-Elisabeth Mayer, Roman. Schöffling Verlag 2023

256 Seiten. Gebunden
€ 24,00 €[A] 24,70
ISBN: 978-3-89561-138-4
Als Martha Kopetzky die E-Mail vom Bildungsministerium bekommt, ist sie sofort alarmiert. Ihre Schüler:innen sollen fortan durch die digitale Lernplattform KREIDE – Kreative Intelligenz durch E-Learning – beim Lernen überwacht werden. Aus einer Beschwerdemail wird ein ausgewachsenes politisches Engagement: Martha versucht den Einsatz der KREIDE mit einer Petition zu verhindern und wirbelt damit viel Staub auf. Schließlich hat sie nicht vor, die Kinder kampflos den Tech-Giganten zu überlassen. Aber auch ihrem Gegenspieler Anatol Penzel aus dem Bildungsministerium kommen immer mehr Zweifel an dem Vorhaben. Mit der Zeit werden die beiden immer weiter miteinander verstrickt, getrieben vom gemeinsamen Aufbegehren gegen eine zutiefst digitalisierte Welt.
Mit bissiger Ironie und überaus unterhaltsam erzählt Anna-Elisabeth Mayer vom Zusammenleben zwischen Mensch und Maschine in unserer schönen neuen Welt.
https://www.schoeffling.de/buecher/anna-elisabeth-mayer/kreidezeit
Foto_privat
Walter Pobaschnig _ 28.7.2023