Liebe Lisa Gollubich, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Meine Tage sind ganz unterschiedlich. Manchmal gehe ich vormittags, manchmal nachmittags meiner Brotarbeit nach und nütze die andere Hälfte des Tages fürs Schreiben und Lesen. Oft lese ich mehr als ich schreibe, und oft lese ich etwas, das mir beim Schreiben hilft.
Aktuell schreibe ich an meinem ersten Roman, meistens abends und immer dann, wenn ich das Bedürfnis dazu habe. Der Abend ist und bleibt aber für mich die beste Zeit zum Sich-Versenken.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich würde es gut finden, wenn wir als Teile der Gesellschaft an einem Strang ziehen, statt sich Steine in den Weg zu legen. Manchmal wenn ich in der U-Bahn sitze, habe ich einen Moment, in dem mir auffällt, dass wir alle eigentlich im selben Boot sitzen, auch wenn ich die Leute nicht kenne. Wir sind uns näher als wir denken und dessen könnten wir uns öfter bewusst werden.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich glaube, dass wir unsere Bahn, sofern sie einigermaßen bequem ist, nur ändern, wenn wir dazu gezwungen werden oder sich etwas Äußeres radikal ändert. Ich glaube es fehlt vielen Menschen an Zeit und Ruhe, sich über Probleme Gedanken zu machen, insofern erreicht Literatur wahrscheinlich weniger Menschen als man sich wünschen würde.
Was liest Du derzeit?
Ich lese gerade verschiedene Bücher über das chinesische Denken und den Taoismus. Die Beschäftigung damit lenkt mein Denken oft auf Wege, die ich sonst nicht nehmen würde und zugleich kann ich mir dadurch Antworten auf manche Lebensfragen selbst geben.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
In einem Buch über die japanische Teezeremonie habe ich folgendes gelesen: „Der Mönch Joshu fragte einmal seinen Meister Nansen: ‚Was ist der Weg, unabhängig davon, was vor uns liegt?‘ Der Meister erwiderte darauf sofort: ‚Dein alltäglicher Geist ist der Weg.“ Aus Chado der Teeweg von Soshitsu Sen XV
Vielen Dank für das Interview liebe Lisa, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Lisa Gollubich, Schriftstellerin
Zur Person _ Lisa Gollubich, Schriftstellerin, geboren 1990 in Mistelbach, NÖ, studierte Biologie und Germanistik, lebt und schreibt in Wien, 2021 erschien Die Sensation eines Körpers bei edition Mosaik in Salzburg mit Erzählungen, die während ihrer Studienzeit entstanden sind. Sie schreibt aktuell an ihrem ersten Roman.
Foto_privat
Walter Pobaschnig _ 6.8.2023