Lieber Marko Markuš, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Nach einem weiteren ereignisreichen Studienjahr in der unterrichtenden Rolle verbrachte ich einige Tage in der Natur (Städte, Berge, Meer) in Österreich, Deutschland und Kroatien.
Jetzt arbeite ich an einer neuen eigenen Website und skizziere ein neues Stück für Klavier und Violine – die beiden Instrumente spiele ich seit meiner Kindheit. Interessanterweise komponiere ich erst jetzt zum ersten Mal für genau diese Instrumentalkombination.

Station Bei Malina _ Romanschauplatz Wien
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Zuerst natürlich auf die Gesundheit zu achten. Dazu gehört auch die Zeit für soziale Verbindungen, um die psychische Gesundheit zu fördern. Es kommen noch viele Herausforderungen für den Menschen und für das Kollektiv; wir müssen uns bewusst machen, dass jede(r) von uns durch unsere beruflichen Aktivitäten und das gemeinschaftliche Engagement eine wichtige Rolle spielt.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu?
Ich finde, es ist wesentlich, dass wir aufhören, egoistisch, rücksichtslos und oberflächlich zu sein, dass wir mehr Verständnis und Respekt füreinander entwickeln, traditionelle Werte achten, aktuelle Politik kritisch hinterfragen und Mut zeigen, unser Umfeld positiv zu beeinflussen und zu inspirieren.
Für einen zeitgenössischen Komponisten heißt dieser Mut natürlich auch das Bemühen
um einen starken musikalischen Ausdruck, u.a. um dem Publikum neue Erlebnisse, Perspektiven und Impulse, sei es direkt oder indirekt, zu ermöglichen.

Was liest Du derzeit?
Lachenmann – Musik als existentielle Erfahrung
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„We think too much and feel too little“ (C. Chaplin)
Vielen Dank für das Interview lieber Markus, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Musikprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

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5 Fragen an Künstler*innen:
Marko Markuš, Komponist, Arrangeur und Hochschullehrer
Zur Person_ Marko Markuš (*1990) ist ein in Wien lebender kroatischer Komponist, Arrangeur und Hochschullehrer.
Markuš studierte Komposition bzw. Medienkomposition und angewandte Musik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Beide Studienrichtungen schloss er mit
Auszeichnung 2015 und 2016 ab.
Seine Werke, für die er mehrere Preise und Stipendien erhielt, wurden auf renommierten
Festivals aufgeführt – darunter Wien Modern, Grafenegg Festival, Muzički Biennale Zagreb, Glazbena tribina.
Außerdem organisiert er Konzerte zeitgenössischer Musik mit Uraufführungen hauptsächlich jüngerer Generationen. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit unterrichtet er Instrumentation am Institut 1 der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und musiktheoretische Fächer an der Amadeus Music & Arts Academy.
Er ist Mitglied des Österreichischen sowie des Kroatischen Komponistenbundes.
Alle Fotos_Walter Pobaschnig _ Station bei Malina 6/23
24.7.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.