Liebe Eva, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Während der Arbeitswoche beginnt der immer mit ein paar Minuten Sport, damit ich munter werde, ehe ich ins Auto steige, um damit zum Zug, zum Rad und weiter zur Arbeit zu kommen. Da berate ich die Kunden, die es wünschen, und fahre am Abend dann mit dem Rad zum Zug, zum Auto und damit nachhause.
Wenn ich frei habe, startet mein Tag irgendwann zwischen neun Uhr morgens und ein Uhr nachmittags bei einem feinen Kaffee und etwas Gutem zum Lesen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Dass wir wirklich zuhören, ist meiner Meinung nach wichtiger denn je! Weil ich merke es jeden Tag in der Arbeit, dass die Leute sich geistig mit zig Sachen gleichzeitig beladen und gar nicht einmal mehr registrieren, dass ihre Frage schon zweimal beantwortet wurde. Es würde auch sehr vielen Missverständnissen vorbeugen, das bewusste Zuhören.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Wesentlich wird dabei sein, dass wir alle endlich überreißen, dass wir uns gerade selbst wie ein Virus verhalten (Erderschöpfung) und unseren Lebensraum, gar die Erde zerstören. Wir brauchen nicht so viel, wie es uns vorgelebt wird oder es zeitweise begehren. Gerade wenn man „Aussteiger“ befragt, die ihre gut bezahlten Bank- oder Managementjobs hinter sich gelassen haben und auf einmal Bauern wurden, sagen diese oft, dass dieses härtere und spärlichere Leben sich besser anfühlt. Und wer braucht schon ein Haus, wenn er / sie dafür nur noch länger arbeiten muss und es dadurch nicht genießen kann?
Die Literatur ist da dann essenziell, finde ich, weil sie unsere „gestressten“ Gedanken auf etwas lenkt, wo sie verloren gehen, und jeden Menschen wieder aufatmen lässt. Sei es eine phantastische Welt, in der man mit einer fremden Person mitfiebert, oder einfach nur ein Gedicht, in dem der Herbst gepriesen wird, all diese Werke helfen den seelischen Frieden wiederzufinden.
Was liest Du derzeit?
Ui… Eigentlich etwas, das sonst nicht meinem Geschmack entspricht: „Die Wahrheit über Eva“ von van Schaik und Michel. Es ist quasi ein Sachbuch, aber sehr interessant geschrieben! Normalerweise nehme ich sonst Fantasy- und New Adult-Romane.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Wenn es eines sein soll, das auch mein Wesen beschreibt, wäre es Goethes Mephistopheles‘ mit „Allwissend bin ich nicht, doch Vieles ist mir bewusst.“
Sonst würde ich sagen einfach optimistisch bleiben oder im Kärntnerisch-Bayrischen ausgedrückt: „Schau ma mal, dann seh ma schon!“
Vielen Dank für das Interview liebe Eva, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Eva Jirsa, Schriftstellerin
Foto_privat
22.9.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.