„Wir können uns zusammentun als Hoffende“ Esther Ben Mohamed, Musikerin und Autorin _ Lothringen 5.7.2023

Liebe Esther Ben Mohamed, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Seit zwei Monaten bin ich wieder eine Hundefreundschaft eingegangen, so dass der Morgen zumindest strukturiert ist. Vor dem Frühstück machen wir den ersten gemeinsamen Spaziergang, hinterher habe ich viel Zeit, am Frühstückstisch zu sitzen und den Tag langsam angehen zu lassen. Oft kommen dann auch die besten Ideen zum Schreiben.

An den Nachmittagen unterrichte ich, teilweise fahre ich zu den Schülern, nehme den Hund mit und mache mit ihm hinterher kleine „Entdeckungstouren“.

Es bleibt immer noch genügend Zeit für Gartenarbeit, Pflege unseres alten Bauernhauses in Lothringen, zum Cello oder Flöte üben, je nachdem, was ich gerade vorbereite.

Esther Ben Mohamed, Musikerin und Autorin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich träume davon, dass es sowas wie einen Weltfrieden geben kann, dass alle Menschen sich achten, füreinander da sind, miteinander kommunizieren, alten Streit schlichten, sich vergeben, und dass  Politiker alte Machtstrukturen aufheben und eine Gerechtigkeit in der Welt schaffen – einen Ausgleich zwischen arm und reich, dass alle Menschen leben können ohne hungern und leiden zu müssen.

Mir kam dieses Bild des Weltfriedens bei einem Besuch in Metz in der Vorweihnachtszeit. Die bunt geschmückten Fenster wirkten auf mich wie kleine Friedensbotschaften.

Auch könnten wir uns dann in Ruhe um unsere Mutter Erde kümmern und Großkonzerne, die Menschen nur für ihre Interessen ausnutzen, hätten gar keine Chance mehr zu existieren.

Erschütternd, was unserer Erde zugemutet wird, dass der Mensch seinen eigenen Planeten vernichtet. Ob es schon zu spät ist oder haben wir noch eine Chance, unseren Planeten zu retten?

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

In der Kunst haben wir die Möglichkeit, auf Missstände und Ungerechtigkeiten hinzuweisen, zu benennen, vor welcher Aufgabe wir stehen, um eine lebenswerte Welt zu erschaffen.

Wir können uns zusammentun als Hoffende, die mit guten Gedanken Impulse in die Welt setzen, die etwas Positives bewirken. Je mehr Hoffende es gibt, desto größer ist die Chance, unseren Planeten zu erhalten.

Vor Kurzem habe ich bei einer Sammlung von Texten mitgemacht zum Thema: …und trotzdem Hoffnung…

Die Auseinandersetzung mit den Kriegen, die immer irgendwo auf der Welt wüten, mit der Missachtung von Menschenrechten, mit Fremdenhass und der Gewalt – all das hat uns Schreibende verbunden und uns gegenseitig Kraft gegeben, die wir auf diese Weise in die Welt hinausschicken konnten.

Wenn wir bereit sind, uns zu verschenken mit dem, um was wir uns bemühen, kann Liebe entstehen. So können wir die Welt gemeinsam künstlerisch gestalten mit Worten, Bildern oder Melodien, die zu Herzen gehen.

Was liest Du derzeit?

Von John O’Donohue „Echo der Seele“.

Ich freue mich immer, wenn ich in einem Buch Antworten auf meine eigenen Lebensfragen bekomme.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Aus „Echo der Seele“:

„Jeder Tag, der uns geschenkt wird, ist angefüllt mit einer scheuen Anmut göttlicher Zärtlichkeit…

Jeder Tag ist eine geheime Geschichte, gewoben um das strahlende Herz des Wunders.“

Vielen Dank für das Interview liebe Esther, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Musik-, Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

Esther Ben Mohamed, Musikerin und Autorin

5 Fragen an Künstler*innen:

Esther Ben Mohamed, Musikerin und Autorin

Zur Person_Esther Ben Mohamed, Musikerin und Autorin, geboren in Hamburg, studierte Musikpädagogik in Saarbrücken und lebt mit ihrem Sohn und ihrem Hund in Lothringen. Sie unterrichtet Querflöte und Klavier, mit 50 Jahren hat sie noch angefangen, Cello zu lernen.
Als Autorin veröffentlichte sie ihre Biografie „Das Leben ist ein reines Ausprobieren“ sowie den Gedichtband „Ich habe Liebe gefunden.“
Sie nahm an mehreren Anthologien teil und schreibt fast täglich Lyrik und Gedichte.

Foto_privat.

5.6.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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