Liebe Waltraud Mittich, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich schreibe an einem neuen Text. Weil ich eine Einladung habe zu den Wochenendgesprächen in Innsbruck zum Thema HERKUNFT, auch wegen meines Buches Ein Russe aus Kiew, dessen Thema meine ukrainische Herkunft von Seiten meines Vaters ist, schreibe ich nun an der Familiengeschichte mütterlicherseits. Das Thema ist umfangreich, die Vorfahren reichen dokumentiert bis ins 16. Jahrhundert. Da bleibt nicht mehr viel Platz für anderes, ausgenommen meine Enkelkinder.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich sehe die Spaltung in der Gesellschaft als sehr großes Problem, aber auch die Entwicklung bei der KI sollten wir gut beobachten und entsprechende Gesetze schon jetzt ausarbeiten, das Urheberrecht ect. neu definieren usw.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Mein Schreiben bewegt sich zwischen Essay und Erzählung, weil ich glaube, dass ich auf diese Weise am besten politisch, geopolitisch und gesellschaftlich relevante Themen vermitteln kann.
Was liest Du derzeit?
Ich lese“ Lotte in Weimar“ von Thomas Mann und gleichzeitig seine Biographie von Hanjo Kesting
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Es riecht nach Opfer in deiner Nähe“ lässt Thomas Mann Charlotte Buff zu Goethe sagen bei ihrem Besuch in Weimar. Und meint seine Abgehobenheit, seine Kühle, seine Distanz.
Wir alle sollten diesen Satz auch auf uns beziehen und teilnehmen, was auch Bereitschaft zu teilen bedeuten muss.
Vielen Dank für das Interview liebe Waltraud, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Waltraud Mittich, Schriftstellerin
Zur Person_
Waltraud Mittich _geboren 1946 in Bad Ischl;
1952 Übersiedlung nach Südtirol;
Studium „Lingue e letterature straniere e moderne“ an der Universität Padua; anschließend Unterrichtstätigkeit.
Lebt in Südtirol.
Bücher:
- Mannsbilder. Innsbruck: Skarabaeus, 2002.
- Berühren Sie jedes. Innsbruck: Skarabaeus, 2004.
- Grandhotel. Erzählung. Innsbruck: Skrabaeus, 2008.
- Topographien – Topografie. Essay-Saggio. Bozen: Edition Raetia, 2009.
- Du bist immer auch das Gerede über dich. Annäherung an einen Widerständler. Prosa. Bozen: raetia club, 2012.
- Abschied von der Serenissima. Roman. Innsbruck: Edition Laurin, 2014.
- Micòl. Roman. Innsbruck: Edition Laurin, 2016.
- Ein Russe aus Kiew. Roman. Innsbruck: Edition Laurin, 2022.
Foto_Benno Agreiter
21.4.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.