„Kunst soll zum Träumen einladen“ Bernhard Georg Rusch, Schauspieler _ Klagenfurt 11.6.2023

Lieber Bernhard Georg Rusch, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Fast jeder Tag gestaltet sich unterschiedlich. Ich starte mit einem Frühstück, das auf alle Fälle aus einer guten Tasse Tee besteht, denn ich bin wohl einer der wenigen Menschen, die keinen Kaffee trinken.

Danach wird geprobt oder an Ideen, Konzepten, Anträgen gearbeitet. Idealerweise folgt dann etwas zum Auspowern z.b. ein Tennismatch oder eine Yogaeinheit.

Zum Essen schaue ich mir gern eine Folge einer Serie an, in den letzten Woche war das „Seinfeld“.

An manchen Tagen gehe ich in die Werkstatt eines Freundes und wir arbeiten mit Holz an kleinen Möbeln oder ähnlichem. Zurzeit mache ich eine kleine Schachtel für meine Salz- und Pfeffermühlen.

Wenn die Gedanken einmal anstehen, dann hilft eine Wanderung allein durch den Wald oder ich lasse mich in einem Kino, mein zweites Wohnzimmer, in fantastische Traumwelten entführen.

Das Ende ist aber immer gleich: Ich arbeite an meinen Französischkenntnissen, trage die besonderen Gedanken des Tages in mein Tagebuch ein und als Abschluss gestalte ich künstlerisch eine Instagram-Story unter dem Titel #latenightcreativity. So endet jeder Tag, egal was passiert ist, mit einer kleinen kreativen Tätigkeit.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ruhe und Entspannung. Wir streben alle nach so vielen Wünschen und glauben, alles aus den letzten paar Jahren nachholen zu müssen, dass wir uns da sehr viel Druck auferlegen. So ist es kaum möglich, sich zufrieden und glücklich zu fühlen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Ein neues Gefühl der Gemeinschaft, des Zusammenhalts zu erzeugen. Kunst soll für mich die KünstlerInnen und auch die BetrachterInnen/ZuschauerInnen zum Träumen einladen. Sie soll die Menschen aber auch anstacheln, ihnen Ideen für Veränderungen aufzeigen und sie wieder näher zueinander bringen.

Was liest Du derzeit?

Die Gedichte und das Kriegstagebuch von Edward Thomas, einem britischen Schriftsteller zu Beginn des 20. Jahrhunderts, da ich Texte daraus für ein Projekt im Sommer verwenden werde. Und „Foundation“ von Isaac Asimov.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Time exists but just on your wrists so don’t panic!“ Diesem Satz aus dem Lied „Indefinitely“ der Band Travis würde ich selbst gern öfter glauben, vielleicht auch deswegen taucht er immer wieder in meinem Kopf auf. Außerdem ist das Lied selbst ein wunderschönes.

Vielen Dank für das Interview lieber Bernhard, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Film-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Bernhard Georg Rusch – Schauspieler & freischaffender Künstler

Zur Person_Bernhard Georg Rusch

geboren 1985 in Klagenfurt am Wörthersee. Studierte Schauspiel am Konservatorium der Stadt Wien (Heute: MUK) von 2008-2012. Seine Arbeiten als Schauspieler brachten ihn u. a. ans E.T.A. Hoffmann Theater in Bamberg (2013-2015), zu den Salzburger Festspielen („Kasimir und Karoline“, 2017), an die Neue Bühne Villach und ans Theater der Jugend. Außerdem ist er auch immer wieder in Filmen und TV-Serien zu sehen, u.a. „Klammer – Chasing the Line“ (2021) und „SOKO-Linz“.

Seit einigen Jahren arbeitet er auch als Performer, Regisseur, Autor und Videokünstler, oftmals interdisziplinär. Hierbei entstanden u.a. Projekte wie „Klausen klingt“, ein Alte Musik Festival in Südtirol, das im August 2023 zum zweiten Mal stattfindet, verschiedene Bühnenshows des internationalen Saxophon Quintetts „FIVE SAX“ und „Josephs Diktat“, eine interaktive Kunstinstallation zum Thema Bücherverbrennung und Manipulation. Er ist Gründungsmitglied des KünstlerInnenkolletivs „KunstMeeting – Verein zur Förderung von interdisziplinären Kunstprojekten“. Seit 2017 Auftritte mit der Lesung „Alles war ganz anders geworden – Aus dem Tagebuch eines Soldaten“, basierend auf dem Kriegstagebuch seines Großvaters.

Unter dem Namen „latenightcreativity“ arbeitet er an eigenen Kunstprojekten.

www.bernhardgeorgrusch.com

Foto _ Theresa Pewal

Walter Pobaschnig _ 7.5.2023

https://literaturoutdoors.com

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