„Jeden Morgen ein Gedicht, manchmal mehrmals, lesen“ Uli Rothfuss, Schriftsteller _ Stein/D 18.3.2022

Lieber Uli, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Eigentlich ist kein Tag wie der andere. Ich leite eine kleine Hochschuleinrichtung für kreative Berufsfelder – Kunst, Design, Literatur – und unterrichte auch selbst Sprache, Kommunikation, Literatur; da kommen auch Budget- und Personalfragen genauso wie Entwicklungsanforderungen von Studiengängen.

Eine Konstante ist:, dass ich täglich versuche, mir Freiräume zu nehmen für mein eigenes Schreiben, für die Recherche an Projekten, über die ich schreibe. Und sei es frühmorgens oder bis spät in die Nacht.

Uli Rothfuss, Schriftsteller, Professor für Kulturwissenschaft

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wichtig ist, in einer Zeit der Krisen, auch der Verunsicherung, die Hoffnung, den Glauben an das Gute nicht zu verlieren. Und das zu leben durch persönliche Bescheidenheit, durch Zugehen auf andere, durch das ständige Bereitsein, zu helfen; aber auch indem man sich umfassend informiert.

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Wichtig ist, die eigene Orientierung nicht zu verlieren, sich an den durch das Leben erworbenen Werten auszurichten; ich persönlich, aber auch die Kunst allgemein, Theater und Literatur im Besonderen. Kunst soll dokumentieren, soll immer wieder alternative Lösungen bieten, soll immer wieder Möglichkeiten austarieren, wie Leben weiterhin möglich ist.

Was liest Du derzeit?

Seit vielen Jahren habe ich ein persönliches Konzept: J-eden Morgen ein Gedicht, manchmal mehrmals, lesen. Es prägt sich ein Begriff, eine Zeile, ein, die mich durch den Tag begleitet – zum Nachdenken anregt, zum Abgleichen mit dem Alltag.

Ich lese meist zwei Bücher parallel – zumeist und gerne ein belletristisches, dazu eines mit eher Sachbuchcharakter. Zur Zeit: die Biografie von Thomas Knubben über den zu seiner Zeit berühmten, umstrittenen Arzt Franz Anton Mesmer (Thomas Knubben: Franz Anton Mesmer oder die Erkundung der dunklen Seite des Mondes, Hirzel 2022), und das neue Buch von Peter Neumann über übriggebliebene Utopien (Peter Neumann: Feuerland. Eine Reise ins lange Jahrhundert der Utopien 1883-2020, Siedler 2022).

Außerdem mit viel Vergnügen Essensmagazine und kreative Kochbücher.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Das Schwerste: immer wieder entdecken, was man ohnehin weiß. Elias Canetti.

Vielen Dank für das Interview lieber Uli, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Uli Rothfuss, Schriftsteller, Professor für Kulturwissenschaft

Zur Person: Präsident der Europäischen Autorenvereinigung Die KOGGE und Präsidiumsmitglied und writers-for-peace Beauftragter Deutsches PEN-Zentrum. 

http://www.uli-rothfuss.de.

Foto_privat

16.12.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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