Liebe Judith, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Man kann sich meinen Tagesablauf aktiv vorstellen, mit Hunderunden von Zeit zu Zeit (wenn ich zu Hause bin), Fußwegen zur Uni (statt Öffis) und eigener künstlerischer Arbeit- die eigentlich nie aufhört (Bleistift und Papier sind immer vorrätig). Ich bin in 3 Bereichen tätig: Bildhauerei (eigene künstlerische Arbeit), Kuratieren (Befassung mit den Werken anderer Künstler*innen), Lehre an der Angewandten (Aktzeichnen) – die Tage sind also ausgefüllt. Das Wochenende unterscheidet sich nur wenig von der Woche, zum Beispiel durch ein Frühstücksei und das genüssliche Lesen der Wochenendausgabe. Es gibt viele spannende Aufgaben, Ideen und Projekte. Dazu kommt der Kontakt mit den Studierenden (- das hat mir in den Lockdown-Phasen 2020/21 wohl am meisten gefehlt). Der Ablauf des Tages ist immer unterschiedlich und doch gleichbleibend- nach dem Motto: ein Kaffee zwischendurch, wann immer es passt.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
WELTFRIEDEN!
Wenn die Frage lauten würde, was mir wichtig ist: Dann würde ich so antworten: Für meinen jugendlichen Sohn eine saubere Welt zu hinterlassen, in der auch er noch gerne lebt. Für meine Mitmenschen würde ich so antworten: wertschätzender Umgang untereinander. Also die Frage, was jetzt für uns alle besonders wichtig ist, greift (bei mir) nicht so richtig, denn jeder Mensch ist anders und diese Andersartigkeit zieht nach sich, dass eben für jede(n) etwas anderes von Bedeutung ist.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?
Kunst- und hier antworte ich (denn nur so kann ich überhaupt etwas dazu antworten) persönlich: Kunst ist für mich ein Lebenselixier. Musik, Literatur gehören da genauso dazu wie bildende Kunst. Die Frage ist doch eher, wie würde unser Leben ohne Kunst aussehen. Es wäre eine endlose TO-DO-LISTE an Wichtigkeiten und Dringlichkeiten ohne Sinnlichkeit und Freude (wenn man von der zwischenmenschlichen tiefen Paarbeziehung absieht, die zweifellos auch ohne Kunst Freude machen kann).
Daher die Frage, welche Rolle der Kunst zukommt- meiner Meinung nach:
Sie kann (mich) glücklich machen.
Sie kann das Leben bereichern.
Sie kann aufrütteln genauso wie beruhigen!
Einen Krieg kann sie nicht beenden!
Was liest Du derzeit?
GALSAN TSCHINAG „Die Rückkehr“, Roman meines Lebens
GÜNTHER OBERHOLLENZER „Von der Liebe zur Kunst“ (die 2. Auflage, die erste habe ich schon gelesen)
JANA CERNA=Honza Krejcarová „TOTALE SEHNSUCHT“, Gedichte, Prosa, Liebesbrief
MARIN MONTAGUT „Verborgene Schätze in Paris“, Dumont
Und hin und wieder blättere ich voll Freude in der eigenen (2022 erschienen) Monografie: LINIE FORM RAUM/LINE SHAPE SPACE, De Gruyter Verlag.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Ein schönes Buch nicht wieder zu lesen, weil man es schon gelesen hat, das ist, als ob man einen teuren Freund nicht wieder besuchen würde, weil man ihn schon kennt.“ Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Vielen Dank für das Interview liebe Judith, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Danke zurück. JPF
5 Fragen an Künstler*innen:
Judith P. Fischer, Bildende Künstlerin
Foto_Jana Madzigon
Zur Person_In Linz geboren. Aufgewachsen in Linz und Niederösterreich. Lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich.
AUSBILDUNG
Studium der Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst Wien (Prof. Wander Bertoni)
Studium für Gesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Studium der Kunstgeschichte
1990 Diplom für Gesang
1991 Diplom für Bildhauerei (Mag. art.)
PREISE|ANERKENNUNGEN|FÖRDERUNGEN
(Auswahl)
1997 Trakl- Förderpreis des Landes Salzburg (Ausstellung und Katalog)
1998 Pfann-Ohmann-Preis für interdisziplinäre Kunst im öffentlichen Raum
1998/99 Paris Stipendium des Bundeskanzleramts, Kunstsektion des Bundes/A
2000 Kulturpreis für bildende Kunst (Anerkennung) des Landes Niederösterreich
2018 1. Preis Kunst-am-Bau Wettbewerb Wohnhausanlage Salzburg
WERKE IM ÖFFENTLICHEN RAUM
(Auswahl)
1996 skull, Flughafen Wien/Schwechat/NÖ
2004 cascade, Handelsakademie Korneuburg/NÖ
2011 Schöpfung.Gerechtigkeit.Frieden, 3 Glocken für die Pfarre Liechtenberg/OÖ
2013 gate, Stahlskulptur für das Wirtschaftszentrum N/ St. Pölten/NÖ
2015 mutiara, Gedenkraum und Objekt, Pfarre Schönau im Mühlkreis/OÖ
2019 together Wohnhausanlage Glanbogen, Salzburg/S
2022 STEP BY STEP, Kunstschaufenster Nespresso Atelier/Kooperation Künstlerhaus u. Nespresso (temporär)
2022 Ha(SHE)tech, Skulptur für ÖBB INFRA/Praterstern Wien (curated by: zs art)
Aktuelle Ausstellung_Wien
AUSSTELLUNG ÖBV: JUDITH P. FISCHER | RÉFLEXION bis 21. April 2023

MONOGRAFIE:
• JUDITH P. FISCHER LINIE FORM RAUM/LINE SHAPE SPACE
Wer noch auf der Suche nach einem Kunstbuch ist (als Geschenk oder ganz einfach aus Freude am Thema), dem lege ich mein heuer erschienenes Buch ans Herz, das im Buchhandel, ONLINE, im LENTOS KUNSTMUSEUM, in der zsart Galerie Wien und im KÜNSTLERHAUS WIEN erhältlich ist. Die Herausgabe des Buches war eines der Highlights des heurigen Jahres und eine schöne Zusammenarbeit mit der Herausgeberin Theresia Hauenfels, dem Grafiker, dem Verlag De Gruyter, der Universität für Angewandte Kunst Wien sowie allen Autor*innen. Die Publikation ist in der Buchreihe der Universität für angewandte Kunst Wien erschienen: Edition Angewandte! Das Buch wurde unterstützt von ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH.
Verlag DE GRUYTER, ISSN 1866-248X , ISBN 978-3-11-054250-9 , e-ISBN (PDF) 978-3-11-076986-9 , © 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
23.1.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.
Großartiger Beitrag! Herzlichen Glückwunsch!
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Schöner Beitrag!
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